Begeben wir uns auf Spurensuche. Wie sieht das Land heute aus, das die Römer einst Germania Magna nannten. Es ist nicht mehr viel vorhanden von dem, was die Stämme ausmachte. Wir haben es Archäologen und Historikern zu verdanken, dass wir uns auch heute noch, nach tausenden von Jahren ein Bild machen können. So wie hier, im Bronzezeitlichen Dorf von Hitzacker.




Aber beginnen wir unsere Reise doch am nördlichsten Rand unseres Landes.
In Nordfriesland:
Wo heute das Meer ist, war zuvor Land. Moore und Marschlande bestimmten das Bild bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. Dann machte das wärmere Klima kurzzeitig eine Pause. Eine kleine Eiszeit führte zu Ernteausfällen und Hungersnöten. Gefolgt von Sturmfluten. Einst bevölkerten Steinzeitmenschen das Land zwischen den Meeren. Etliche Gräberfunde zeugen davon, dass Amrum oder Albersdorf dicht besiedelt waren. In der Bronzezeit war es das Land der germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen, die bis hoch hinauf nach Schweden siedelten, der Haruden und Ambronen, die an der Küsten zu Hause waren.
Einst bevölkerten Steinzeitmenschen das Land zwischen den Meeren. Etliche Gräberfunde zeugen davon, dass Amrum oder Albersdorf dicht besiedelt waren.


Sandstrand, Dünen und die Lage zwischen Nordsee und Wattenmeer locken jedes Jahr hunderttausende Touristen auf die nordfriesischen Inseln. Genau diese Umweltbedingungen, die heute eine wichtige Einkommensquelle für die Inselgemeinschaften sind, stellten die Menschen in früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden vor existentielle Herausforderungen: Der Boden ist relativ unfruchtbar, der Wind weht zusätzlich Sand auf die Äcker und Sturmfluten bedrohen die Küsten. Trotz aller Widrigkeiten war das Gebiet von der Jungsteinzeit bis zur Neuzeit aufgrund seiner Lage an der Nordsee als einem wichtigen Verkehrsweg sehr begehrt. Zudem war der Weg nach Treva, dem Vorläufer Hamburgs und damals schon wichtiger Handelsumschlagplatz nicht allzuweit entfernt
Die Siedlungsgewohnheiten der Bronzezeit waren rein landwirtschaftlich ausgerichtet. Sie lagen gerne in der Nähe von fruchtbaren Böden, jedoch bei den Talauen in den hochwassergeschützten Bereichen.
Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist einer von 16 Nationalparks in Deutschland und der größte zwischen dem Nordkap und Sizilien. Entstanden ist das Wattenmeer nach der jüngsten Eiszeit vor 10.000 Jahren. Durch das Abschmelzen der Gletscher stieg der Wasserspiegel an. Organische und anorganische Sedimente lagerten sich in den flachen Küstenregionen ab. So entstand das feinkörnige Schlickwatt und das gröbere Sandwatt.

Nichts war so, wie wir es heute kennen
Nicht einmal der Verlauf der Küste oder die Elbmündung.

Husum lag über Nacht am offenen Meer
„Anno Domini 1362, am 16. Tage des Januars, da war eine große Wasserflut im Frieslande, darin auf dem Strande 30 Kirchen und Kirchspiele ertranken.“
Ein schlichter Eintrag im Schleswiger Stadtbuch dokumentiert die Katastrophe.
Nur eine Kopie ist noch vorhanden von der ältesten Quelle über die Sturmflut, die Husum zur Küstenstadt und Sylt zur Insel machte. Die Marcellusflut oder Grote Mandränke, wie man hier auch sagt, veränderte Anfang des Jahres 1362 die Küste Nordfrieslands auf teuflische Weise. Erbarmungslos fraß das Meer sich ins Land. Riss alles mit sich. Ob Mensch, ob Tier oder ganze Städte.
Die „Geburtsstunde Nordfrieslands in seiner heutigen Form“ nennt Thomas Steensen, Professor am Friesischen Seminar der Universität Flensburg und Direktor des Nordfriisk Instituuts in Bredstedt, die Ereignisse in jenem Winter vor mehr als einem halben Jahrtausend. „Diese Flut ist eine der großen Katastrophen des mittelalterlichen Europa, die besonders in Nordfriesland zu großen Verlusten an besiedeltem Land und an Menschen geführt hat.“
Das Aussehen der Küste hatte sich dauerhaft verändert. Etwa 50 Prozent mehr als die heutigen Utlande umfasste dieses Gebiet vor 1362. Die gravierendste Veränderung zeigte sich bei der heutigen Insel Pellworm. Das gesamte Meeresgebiet zwischen Pellworm und Nordstrand war vor der Sturmflut Land. Zwischen dem heute dänischen Tønder und Bredstedt gab es ebenfalls große Landverluste, Sylt verlor seine westlichen Gebiete, die heutige Gestalt trat hervor. Auch die sagenhafte Stadt Rungholt, eine Art Atlantis des Nordens, das aber tatsächlich existierte, ging unter.



Die Elbmündung im Spiel der Gezeiten
Erst im Mittelalter wurde das Marschland im Mündungsgebiet der Elbe zu fruchtbarem Ackerland. Bis dahin war das Schwemmland, das auf der Höhe des Meeresspiegels liegt, in ständiger Gefahr, überspült zu werden. Das änderte sich erst mit dem edlen Herrn von Schauenburg. Der Statthalter der nordelbischen Gaue Holstein und Stormarn, zu denen auch Hamburg gehörte, beauftrage Erzbischof Friedrich von Bremen mit der Urbarmachung der Marschen. Dieser stellte eine Urkunde aus, mit der er holländischen Siedlern die jeweiligen Elbmarschen und -inseln zur Besiedlung überließ, die sie eindeichten, trockenlegten und bewirtschafteten. Das Land, das sie bereits urbar gemacht hatten, nannten sie Altes Land. Im Gegensatz zu dem, das noch befriedet werden musste. Das war das Neuland. Von nun an war jeder Altländer verpflichtet, das Stück Deich, das an sein Land grenzte, zu unterhalten und zu pflegen. Konnte er dieser Verpflichtung nicht mehr nachkommen, steckte er einen Spaten in die Deichkrone und verlor damit sein gesamtes Land. Es ging an den, der den Spaten herauszog.
Die Elbe ist ein Gezeitenfluss ab ihrer Mündung in Cuxhaven bis zum Wehr in Geesthacht. Dieser 160 km lange Abschnitt wird als Tideelbe bezeichnet und unterliegt dem Einfluss von Ebbe und Flut. Die Gezeiten schaffen einzigartige Lebensräume für spezielle Pflanzen- und Tierarten, die nur unter diesen Bedingungen überleben können.
Wilde Nordsee - ruhige Ostsee?
Schon ihre Entstehung war die Folge eines katastrohalen Ereignisses. Nachdem das Eis der letzten Eiszeit schmolz, bildete sich im Ostseebecken ein riesiger Schmelzwassersee. Dieser See füllte sich, bis er vor etwa 10.300 Jahren in einem katastrophenartigen Ereignis überlief und das heutige Becken der Ostsee schuf.
Und wie lebte es sich am Mare Suebicum?
Wohl nicht ganz so friedlich, wie Tacitus glaubte. Er zählt sie in seiner Germania zu den sieben kleinen und unkriegerischen Stämmen, die er den großen Suebenstämmen gegenüberstellt. Er schreibt, sie seien durch Wälder und Flüsse vor Kämpfen und Herausforderungen geschützt. Nun ja, vielleicht 100 n. Chr. . Schaut man sich die arächologischen Spuren im Tollenstal an, mag man es kaum glauben. Aber vielleicht waren es ja auch die Rugier, die im Bereich der Insel Rügen siedelten.
Zertrümmerte Schädel, von Pfeilspitzen durchbohrte Knochen, Reste von Waffen: Diese und andere Funde zeugen von der ältesten bekannten Schlacht in Europa. Hunderte Menschen starben vor rund 3.300 Jahren auf einem bronzezeitlichen Schlachtfeld im Tollensetal nahe Neubrandenburg – Pfeile, Schwerter, Dolche, Lanzen und Holzkeulen brachten ihnen den Tod.